radikal

radikal

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ra|di|kal [radi'ka:l] <Adj.>:
a) eine extreme politische, ideologische, weltanschauliche Richtung vertretend [und gegen die bestehende Ordnung ankämpfend]:
radikale Gruppen, Parteien; das Programm dieser Partei ist äußerst radikal; radikal denken, gesinnt sein.
Syn.: hart, rigoros.
b) von Rücksichtslosigkeit und Härte gekennzeichnet:
radikale Maßnahmen; seine Methoden sind sehr radikal; radikal gegen jmdn., etwas vorgehen.
Syn.: hart, rabiat, rigoros.
c) von Grund aus erfolgend, ganz und gar; vollständig, gründlich:
eine radikale Umgestaltung, Änderung der Lebensgewohnheiten; ein radikaler Bruch mit der Vergangenheit; die Änderung war ihr nicht radikal genug; etwas radikal verneinen, abschaffen, beseitigen.
Syn.: 1 absolut, ganz und gar, gänzlich (emotional), komplett, restlos (ugs.), total, völlig, vollkommen.

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ra|di|kal 〈Adj.〉
1. bis auf die Wurzel, bis zum Äußersten (gehend)
4. rücksichtslos, scharf
5. politisch extrem
● \radikale Ansichten vertreten; eine Sache \radikal ändern; sie haben alles \radikal ausgeräumt; etwas \radikal beseitigen [<frz. radical <spätlat. radicalis „an die Wurzel gehend, von Grund auf“; zu lat. radix „Wurzel“; verwandt mit Rettich, Radieschen]

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Ra|di|kal [frz. radical (slat. radicalis = an die Wurzel gehend, von Grund auf, gründlich; lat. radix = Wurzel)], das; -s, -e: ursprünglich eine Sammelbez. für Molekülteile, die im dt. Sprachgebrauch heute üblicherweise Reste genannt werden (vgl. -yl-). Heute – die Bez. freie Radikale wird von IUPAC nicht empfohlen – versteht man unter R. Atome, Ionen ( Radikal-Ion) u. Moleküle mit mindestens 1 einsamen Elektron. Zur Benennung von R. dienen das Suffix -yl bzw. das Präfix Ylo- u. zur Formeldarstellung ein Punkt oder (früher) ein liegendes Kreuz, z. B. Methyl (H3C·, H3Cx, (CH3)·), Acetyl (H3C—Ċ=O, (CH3CO)·), Hydroxyl (HO·, (OH)·), Wasserstoff-Atom (H·). Die Koordinationsnamen der R. u. R.-Ionen machen Gebrauch von einem starken, in Klammern stehenden Mittepunkt, ggf. ergänzt durch Ladungsangaben, z. B. Dioxidocarbonat(·1 ‒) (gesprochen »Punkt eins minus«) für das R. OCO·. Die im Allg. photochem. oder thermisch erzeugten, meist kurzlebigen R · sind sehr reaktionsfähig; zu den typischen Reaktionen gehören neben der R.-Kombination vor allem Additionen, univalente Dehydrierungen u. a. Abstraktionsreaktionen, wobei häufig Radikalkettenreaktionen in Gang gesetzt werden, z. B. zur Polymerisationsinitiation oder bei der Autoxidation.

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ra|di|kal <Adj.> [frz. radical < spätlat. radicalis = mit Wurzeln versehen (vgl. spätlat. radicaliter [Adv.] = mit Stumpf u. Stiel, von Grund aus), zu lat. radix, Radieschen]:
1.
a) von Grund aus erfolgend, ganz und gar; vollständig, gründlich:
etw. r. verneinen;
b) mit Rücksichtslosigkeit u. Härte vorgehend, durchgeführt o. Ä.:
-e Methoden.
2. [unter Einfluss von gleichbed. engl. radical] eine extreme politische, ideologische, weltanschauliche Richtung vertretend [u. gegen die bestehende Ordnung ankämpfend]:
r. denken.
3. (Math.) die Wurzel (6) betreffend.

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Radikal
 
das, -s/-e,  
 1) Chemie: Atom oder Molekül mit einem ungepaarten Elektron (in Formeln gekennzeichnet durch einen Punkt) und dadurch mit paramagnetischen Eigenschaften, das bei ausreichender Konzentration mit der Methode der Elektronenspinresonanz nachgewiesen werden kann. Radikale können unter Einwirkung von Licht, Wärme oder Katalysatoren u. a. durch Spaltung von Einfachbindungen gebildet werden. Sie sind meist sehr reaktiv und reagieren miteinander v. a. unter Kupplung (Radikalrekombination), z. B.
 
mit ungesättigten Verbindungen unter Addition, z. B.
 
oder mit anderen Molekülen unter Abspaltung eines Atoms, z. B.
 
Bei den Reaktionen entstehen häufig neue Radikale, die in einer Kettenreaktion weiterreagieren. Relativ stabil sind Radikale mit konjugierten Doppelbindungen oder aromatischen Ringsystemen (z. B. das Triphenylmethyl-Radikal). Wichtige chemische Reaktionen wie radikalische Polymerisation, Autoxidation, thermisches Cracken und Chlorierung laufen über Radikale ab. Radikale wie das Hydroxylradikal, ·OH, spielen außerdem bei der Verbrennung und bei photochemischen Reaktionen in der Atmosphäre (z. B. Ozonbildung und -abbau, Entstehung von Salpeter- und Schwefelsäure als Bestandteile des sauren Regens) eine große Rolle. - Biradikale enthalten zwei ungepaarte Elektronen; das Sauerstoffmolekül ist ein Biradikal und reagiert sehr leicht mit anderen Radikalen. O2 muss deshalb bei manchen gezielt durchgeführten Radikalreaktionen aus der Reaktionsmischung entfernt werden. - Erfolgt die Radikalbildung durch Elektronenübergang (z. B. bei der viele Reaktionsschritte umfassenden Photosynthese), spricht man von Radikalionen (Radikalkationen, Radikalanionen); freies Radikal.
 
 2) Mathematik: die Wurzel der so genannten reinen Gleichung xna = 0 über einen Körper. Lassen sich alle Wurzeln einer algebraischen Gleichung durch endlichfache Anwendung der vier Grundrechenarten und des Wurzelziehens gewinnen, so heißt die entsprechende Gleichung durch Radikale auflösbar. Ihr Zerfällungskörper, der durch schrittweise Adjunktion von Radikalen im Sinne der Galois-Theorie zustande kommt, heißt auch Radikalerweiterung.
 

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Ra|di|kal, das; -s, -e: 1. (Chemie) nur während einer Reaktion für extrem kurze Zeit auftretendes Atom od. Molekül mit einem einzelnen Elektron: Diese Moleküle, freie -e (in einer Substanz vorhandenes Atom od. Molekül mit einem einzelnen Elektron) genannt, greifen die Zellwände an, besonders aber die Erbsubstanz DNS (Spiegel 4, 1998, 157). 2. (Math.) durch Wurzelziehen erhaltene mathematische Größe. 3. (Sprachw.) a) Konsonant in den semitischen Sprachen, der (meist zusammen mit anderen Konsonanten) die Wurzel eines Wortes bildet; b) Teil des chinesischen Schriftzeichens, der einen Bedeutungsbereich angibt.

Universal-Lexikon. 2012.

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